Die Anlage Eichenmühle, die hauptsächlich für die Stromversorgung der Kulmbacher Stadthalle genutzt wird, war baulich und technisch schadhaft. Die Investition in Höhe von 300 000 Euro ist vor allem ein Beitrag zum Umweltschutz.

Kulmbach — Bei den Bauarbeiten für den Hochwasserschutz im vergangenen Jahr zeichnete sich die Misere ab: Das Wasserkraftwerk Eichenmühle, das in erster Linie für die Stromversorgung der Kulmbacher Stadthalle genutzt wird, ist schadhaft. „Erheblicher Sanierungsbedarf“, lautete das Urteil der Fachleute. Nach einer Investition von rund 300 000 Euro arbeitet die historische Anlage jetzt wieder, sie wurde gestern Vormittag von Oberbürgermeister Henry Schramm, Stadtwerksleiter Stephan Pröschold und der Leiterin des Technischen Büros der Stadtwerke, Sabine Leithner, offiziell in Betrieb genommen. Wie Stephan Pröschold erläuterte, wurde die Eichenmühle bereits 1398 erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1934 wurde sie als Wasserkraftanlage zur Erzeugung von Strom mit einer Francis-Schachtturbine betrieben. Von den Stadtwerken wurde die Eichenmühle in den Jahren 1989 bis 1992 saniert und am 19. August 1992 zur regenerativen Stromerzeugung in Betrieb genommen.

1800 Tonnen CO2 eingespart
In 25 Jahren, so Pröschold, seien mit dem Wasserkraftwerk rund drei Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt und die Umwelt um rund 1800 Tonnen CO2 entlastet worden. Die Anlage produziere rund 120 000 kWh pro Jahr, das entspreche etwa dem Stromverbrauch von 35 Haushalten. Genutzt werde der Strom in erster Linie von der Stadthalle, überschüssige Energie werde der Stromnetz Kulmbach GmbH zugeführt. Die Anlage arbeite vollautomatisch und werde mit einem Fernüberwachungssystem überwacht. Entdeckt worden seien die Schäden 2017 im Zuge der Bauarbeiten für die Hochwassersicherung. Pröschold: „Als das Wasserwirtschaftsamt Hof den Pegel des Weißen Mains abgesenkt hatte, haben wir die Möglichkeit genutzt, um das Kraftwerk zu warten und zu untersuchen. Dabei wurden Schäden an den Betonteilen des Durchlasses und der Wehrtafel sichtbar.“ Daraufhin seien auch die sonst unter Wasser liegende Turbine, die Lager, die Welle und der Generator überprüft worden, die Verschleißerscheinungen zeigten erheblichen Sanierungsbedarf an. „Die Turbine ist schon unrund gelaufen, die hätte es irgendwann zerrissen“, ergänzte Sabine Leithner. Bei einer Kostensumme von 300 000 Euro, so Oberbürgermeister Henry Schramm, denke man schon nach. Der Werkausschuss der Stadtwerke Kulmbach habe aber einstimmig entschieden, die Investition zu tätigen und dass das Wasserkraftwerk zu erhalten. „Es geht hier um die Historie, den Umweltgedanken und auch um eine Vorbildfunktion – auch wenn wir das Kraftwerk vielleicht nicht so wirtschaftlich betreiben können wie ein Privatmann, weil für die öffentliche Hand andere Vorschriften gelten.“

Stromausbeute gesteigert
Stephan Pröschold wies noch darauf hin, dass während der Bauzeit von rund einem Jahr der Durchlass mit der Wehrtafel und die gesamte Anlagentechnik der Turbine mit Generator instandgesetzt wurden. Aufgrund von Effizienzsteigerungen in der Technik sei eine Erhöhung der Stromausbeute von zehn bis 15 Prozent erreicht worden. „Wir hoffen, dass wir die regenerative Stromerzeugung im Herzen der Stadt noch lange betreiben können“, sagte Pröschold.  An der Sanierung waren die Firmen Vogel Bau, Kulmbach (Bauarbeiten) und die Wasserkraftanlagenbau Stein GbR (Anlagentechnik) beteiligt.

Quelle, Foto: KULMBACH STADT / PETER MÜLLER